Pfarrkirche zum hl. Pankratius

Vikariat in der 2. Hälfte des 14. Jhdts. 1413 wird die Pfarre erstmals erwähnt. Erscheint im Pfarrverzeichnis 1429. 1544 schon selbständiger, herrschaftlicher Lehenspfarrsprengel mit Seibersdorf. 1783 selbständige Pfarre.

Aus der „Darstellung des Herzogtums Österreich unter der Enns“ (1832 von Franz Schweickhardt) wird folgendes berichtet:
„Das jetzige Kirchengebäude mit dem 9 Klafter hohen Turm ist neueren Baustils von Steinen ausgeführt, 3 ½ Klafter bereit und 10 ½ Klafter lang. Ursprünglich schon dem hl. Pankratius geweiht, zieren ein Hochaltar und 4 Seitenaltäre ihr Inneres, welch letztere der hl. Maria, der hl. Barbara, der hl. Anna und der schmerzhaften Mutter Gottes geweiht sind.

Baugeschichte der Kirche

Romanik: Bald nach 1200 n.Chr. wurde die steinerne Burgkapelle in der Mitte der Burganlage gebaut, mit einer Länge von 16,50 m, einer Breite von 10 m und einer Höhe von 7 m an den Seitenwänden. Die Schmalseiten hatten Giebelwände. Der Westgiebel ist voll (hinter dem Turm) erhalten und ist im Turminneren sichtbar.

Spätgotik: Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde der alte Chor durch einen spätgotischen ersetzt, der gleichzeitig eine Kirchenerweiterung bildete und zwar in gleicher Breite wie das Schiff mit stumpfen 3/8 Schluss. Die romanische Schiffhöhe wurde beibehalten. An der Westseite entstand der spätgotische Turm in Bruchsteinmauerwerk mit behauener Eckquaderung. Unter dem Zementputz befinden sich vermutlich noch Reste einer gemalten Eckquaderung!

Die Höhe des Turmes reichte bis unter das heutige Glockengeschoß. Im unteren Teil befinden sich kleine gerade Schießscharten.

Frühbarock: Im Frühbarock erhielt die Kirche eine neue Fassade in gelbem Rieselputz (1673). Ein Schlußstein mit der Jahreszahl 1673 ist links oben über den noch bestehenden Seitenwänden des Friedhof-Eingangtores eingemauert. Die Randabweisersteine sind noch original vorhanden. Das Torgewand wurde 1703 rustiziert.

Barock: Im Jahre 1703 wurde die Kirche wegen der Schäden im Türkenjahr 1683 weitgehend erneuert und umgebaut. Schiff und Chor wurden wesentlich erhöht (über 4 m) sowie ein Kreuztonnengewölbe auf Pilastern eingezogen. Der Turm bekam das hohe Glockengeschoß mit Zwiebeldach aufgesetzt (Höhe 33,75 m).

Die Fassade: Die Fassade des Spätbarocks (1703) wurde mit leicht rauher, unruhiger und verschäumter Mörtelfläche versehen. Die Färbelung erfolgte in rosa. Weitere Renovierungen: um 1790, 1850, 1900 und 1937.

Bei der letzten Renovierung (1967 Fa. Dorner aus Gramatneusiedl) wurde die ziemlich desolate Fassade (witterungsbedingt und durch Einschüsse während der Kriegshandlungen im Frühjahr 1945) mit sehr hartem Betonmörtel überzogen und gerieben und erhielt dadurch ein steriles, wesenloses Aussehen!

(Text: Ing. Kar. F. Vlcek)

 

​Kirchenglocken (Text: Rudolf Schlösinger)  

Die Reisenberger Kirchenglocken - Abbau der Glocken

Am Mittwoch, dem 20. April 2016 wurden die Glocken abgenommen.

Die Kirchenglocken aus Gussstahl sind nun Geschichte. Dabei hat es traurig begonnen.

Der Erste Weltkrieg dauerte schon einige Jahre. Dem Reich gingen die Ressourcen aus. Somit folgte ein Aufruf die Kirchenglocken abzugeben. Für die abgegebenen Kirchenglocken liegt ein Dankschreiben vom Kriegsministerium im Pfarramt auf.

Nach dem Weltkrieg wurden zwei Gussstahl Glocken angeschafft.

Am 9. November 1920 wurde die erste (bis 2016 die Mittlere) Glocke aus Böhler Glockenstahl geweiht und installiert. Die Glocke ist 184 kg schwer und der Heiligen Maria geweiht. Schlagton „D“. Der Glockenpreis wurde mit 9.575 Kronen (ca. € 1.900,-) beziffert. Als Glockenpatin fungierte Frau Hermine Bauer aus Reisenberg.

Am 27. Februar 1921 wurde eine neue (die Große) Glocke aus Böhler Glockenstahl geweiht und installiert. Die Glocke ist 523 kg schwer und trägt den Namen Sophie Theresia. Der Glockenpreis wurde mit 46.003,80 Kronen (ca. € 5.700,-) beziffert. Als Glockenpatin fungierte Frau Baronin Sophie Schloissnig, geb. Cavriani.  

Nach der Ermordung des ehemaligen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß wurde in der Pfarrkirche eine 130 kg schwere und 600 mm durchmessende Glocke aus bester Glockenbronze installiert. Schlagton "E". Der Glockenwert wurde mit 5 Schilling (1934) per Kilo beziffert. Inklusive Helm, Klöppel und Kugellager wurden dafür an die 2.400 EURO Spendengelder aufgewendet. Diese Buntmetall Glocke ist vorerst am Kirchenturm verblieben und wird  uns am neuen Glockenstuhl mit ihrem Klang weiterhin erfreuen.

Eine ganz kleine Glocke (nur von Hand zu läuten) verbleibt ebenfalls am Turm. Diese Glocke wurde 1937 aufgehängt und war vorher in einer Fabrik in Marienthal in Verwendung. Die Glocke wurde in den Jahren um 1960 als „Zügenglocke“ (Zinnglöckerl) geläutet. Seitdem die Reisenberger Glocken mit einem elektrischen Antrieb versehen wurden, ist diese Glocke nicht mehr in Verwendung.

Am 13. Mai 2016 werden drei neue Glocken für die Reisenberger Pfarrkirche von der Innsbrucker Glockengießerei Grassmayr unter Anteilnahme einer Gruppe Reisenberger gegossen werden.