Geschichte bis zum Jahre 1945

In vorgeschichtlicher Zeit dürfte durch Strömungen im Tertiärmeer der Reisenberger Goldberg entstanden sein. Die günstige Lage des Goldberges zwischen Leitha und Fischa könnte schon in urgeschichtlicher Zeit durch seine natürliche Schutzfunktion immer wieder zu Besiedlungen geführt haben.

Es kann angenommen werden, dass bereits Kelten am Reisenberger Goldberg siedelten und die Römer den Goldberg als Beobachtungsstandort wählten und einen Wachtturm errichteten. (Römer und Keltenfunde)

Reisenberg zählt zu den ältesten Ortschaften im Wiener Becken, und es ist anzunehmen, daß die Besiedelung von Reisenberg bereits um 800 erfolgte.

Es wurde aber bald nach seiner Besiedelung durch Ungarneinfällen zerstört und im folgenden Jahrhundert wieder aufgebaut und besiedelt. Nach der Vertreibung der Ungarn setzte von Bayern aus mit der 2. Deutschen Kolonisation in Niederösterreich auch die Besiedelung des Flachlandes zwischen Wienerwald und Leithagebirge ein. Doch war es immer noch ein unsicheres Grenzland. Erst mit den siegreichen Feldzügen Heinrich III (1042-1044) war das Land bis zur Leitha gesichert, obwohl die Ungarn immer wieder kriegerische Einfälle unternahmen.

Am 3. Juni des Jahres 1045 wird Reisenberg erstmals in einer Urkunde Heinrich des III erwähnt. Er schenkte seinem getreuen Reginold die „Hälfte“ des Ortes Reisenberg und darüber soviel zwischen Fischa und Leitha, damit er 10 Königshufen habe (überreicht in den Nonen des Juni 3 im Jahre 1045, in der 13. Indiktion, im 16 Jahre der Herrschaft des Herrn Heinrich III  im 6. Jahre seines Königstums. Verfaßt in Perschling).

Es ist anzunehmen, dass mit dieser Urkunde das an Reginold geschenkte Gut in und um Reisenberg an das Bistum Passau kam.

In der Mitte des 12. Jhdts. testierte ein „Sigloch des Risinperge“ eine Schenkungsurkunde über Reisenberg (Klosterneuburger Traditionsnotiz). Diese adelige Familie dürfte hier eine Burg am Goldberg besessen haben, die vermutlich bis um 1300 bestand.  Die exponierte Lage dieser Burg ermöglichte den Blick über die Leitha hinweg bis zum Leithagebirge, so dass Überraschungsangriffe schwierig waren.

In der ersten Hälfte des 13. Jhdts. wurde in dieser Wehranlage eine steinerne Burgkapelle in der Mitte dieser Anlage errichtet. Diese Kapelle hatte ebenfalls eine Wehrfunktion. Ihr starkes Mauerwerk war die Basis für die spätgotische und barocke Erweiterung bzw. den Ausbau der Kirche (Patrozinium hl. Pankraz). Im 13. Jhdt. bereits Herrschaftsbenefizium und Vikariat, erscheint Reisenberg in der 2. Hälfte des 14. Jhdts. sowie 1429 im Pfarrverzeichnis auf. Schon 1544 wurde Reisenberg selbständiger herrschaftlicher Lehenspfarrensprengel mit Seibersdorf und 1783 selbständige Pfarre.

Abermals wurde Reisenberg bei Einfällen aus Ungarn zerstört und niedergebrannt. Verschiedene Katastrophen wie Überschwemmungen, Mißernten (1337), Heuschreckenplage und die Pest (1349) suchten unseren Ort und seine Bewohner heim.

Dann folgte der erste Türkenansturm gegen Wien im Jahr 1529, und Reisenberg wurde abermals schwer heimgesucht. Häuser wurden niedergebrannt und die Kirche ziemlich in Mitleidenschaft gezogen.

Reisenberg wurde wieder aufgebaut und erhielt 1554 das Marktrecht. 1562 wurde Reisenberg abermals von der Pest heimgesucht. Eine Pestgrube befand sich außerhalb des östlichen Ortsrandes (zwischen Untere Ortsstraße und Wasenbrucker Straße im Bereich der Parzelle Nr. 446/15). 1565 gehörte Reisenberg zur Herrschaft Scharfenegg.

Im Laufe des 16. Jhdts. dürfte auch Reisenberg von der Reformation erfaßt worden sein. Die zweite Hälfte des 16. Jhdts. ist vom Gegenstoß der katholischen Kirche bestimmt (Gegenreformation).

Im Laufe des 17. Jhdt. wurde Reisenberg von der Pest heimgesucht (1613 und 1644). In den Jahren 1679/1680 kam die Pest über ganz Niederösterreich.

In einer Landkarte aus dem Jahre 1697 „Darstellung Österreichs unter der Enns“ scheint auch Reisenberg mit dem Reisenbach auf!

In den Jahren 1623 und 1624 war Friedrich von Windisch-Graetz gezwungen, wegen finanzieller Schwierigkeiten seine Untertanen von Mannersdorf und Reisenberg, Zehente von Gallbrunn und Fischamend, das Bergrecht im Ortsbereich von Reisenberg und den Mühlendienst von Götzendorf an Rudolf von Teuffenbach zu veräußern. Es gelang ihm aber, diese Besitzungen 1630 wieder zurückzukaufen. Die Stuchse von Trautmannsdorf hatten bereits im 15. Jhdt. Streubesitze in Reisenberg.

„Unverändert blieb unter den Windisch-Graetz der Splitterbesitz der Herrschaft Trautmannsdorf zu Sommerein, Mannersdorf und Reisenberg“. „In dem mit allen anderen obrigkeitlichen Rechten zur Herrschaft Seibersdorf gehörigen Markt Reisenberg besaß Trautmannsdorf 6 untertänige Häuser“. „Von Eleonore, der Gemahlin Kaiser Ferdinand II (1619-1637) wurde Reisenberg samt Scharfenegg (Burgfeste am Leithagebirge) den Grafen Cavriani geschenkt, welcher solches seiner Grafschaft Seibersdorf einverleibte und der noch von dieser Familie mit der Herrschaft besessen wird (1832 niedergeschrieben).

Und dann folgte 1683 der 2. Türkenansturm auf Wien. Als Vorhut des Türkenheeres hatten deren Reitertruppen, insbesonders die Tataren, vor allem das Umland von Wien und auch Reisenberg plündernd und brandschatzend verwüstet. Auch die Kirche wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Da die tatarischen Reiterscharen nicht im Sold der Türken standen, machten sie auf diesem Weg ihre Kriegsbeute.

Um 1690 wurde in der Ostecke des Kirchenareals eine Schule errichtet. 1691 wütete abermals die Pest.

Aus dem 1693 aufgelegten Verzeichnis der steuerpflichtigen Häuser geht hervor, dass damals „sämtliche der Herrschaft Trautmannsdorf untertänigen Häuser, unter anderem auch Reisenberg, wegen der vor 10 Jahren bei der Türkeninvasion erlittenen Schäden steuerfrei waren“.

Zwischen 1698 und 1703 wurde die Kirche wegen der Beschädigungen durch die Türken unter Grafen Buccelini weitgehend umgebaut und erneuert (siehe „Baugeschichte der Kirche“).

Am 30. August 1712 wurde in der Kirche eine neue Kanzel (durch Martin Püff) und 1 Jahr später der Hochaltar errichtet. In diesem Jahr wurde Reisenberg abermals von der Pest heimgesucht. Im Jahre 1724 wurde im Pfarrkeller ein Preßhaus zugebaut. 1730 erhielt die Kirche einen neuen Taufstein.

Unter Kaiser Leopold (1658 - 1705) entfachten sich abermals Kriegswirren unmittelbar bis vor die Tore Wiens. In Oberungarn brach im Jahre 1703 der Aufstand los. Das östliche Niederösterreich sowie die Steiermark und Mähren waren latent bedroht.

Diese unzufriedenen ungarischen Nationalisten (verfolgte Protestanten und mit hohen Steuern belastete Untertanen) genannt Kurruzen („Kreuzfahrer“) machten mit ihren Partisanenkrieg unter Fürst Rakoczy auch Ostösterreich unsicher.

Als die Kurruzen 1703 anrückten, konnten sie ohne wesentlichen Widerstand plündern und brandschatzen.

Im Dezember 1704 wurden sie aber von Graf Heister geschlagen und zurückgeworfen.

Schon im Frühjahr 1705 folgten weitere Kurruzeneinfälle durch ihre Reiterscharen, wobei sie sich hauptsächlich auf Viehdiebstähle beschränkten.

Die Bevölkerung war diesen Angriffen hilflos ausgeliefert, da schnelle Eingriffstruppen auf der kaiserlichen Seite fehlten.

Die Einfälle 1706 trafen zunächst vor allem den Raum östlich und südlich von Wien. Abermals wurden diese Dörfer überfallen und ausgeplündert.

1707 gab es nur mehr kleinere Einfälle, die hauptsächlich auf Pferdediebstähle beschränkt blieben.

Der Kleinkrieg ging aber weiter. Erst 1711 endete im Frieden von Szatmar offiziell der Kurruzenkrieg.

Nach den Kurruzeneinfällen war die öffentliche Sicherheit mehr als gefährdet, da nun das Räuberunwesen durch Splittergruppen sprunghaft zunahm. So kam es, dass auch Reisenberg 1721 und 1738 von diesen Splittergruppen der Kurruzen wieder überfallen und zu Schaden kam. Auch die Kirche wurde abermals in Mitleidenschaft gezogen.

1716 bis 1718 kam es abermals zum Türkenkrieg (Schlacht bei Temesvar) und schließlich zum Frieden von Passarowitz. In den Jahren 1737 bis 1739 wurden die Türken bei Belgrad bekämpft. Es kam schließlich zum Frieden von Belgrad (1739).

Im 18. Jhdt. fanden in unserer Gegend durch die Grundherren Neubesiedelungen mit Kleinhäuslern statt, die als Handwerker und Tagelöhner den Grundherren dienlich waren. Dazu kamen die unter Kaiser Karl VI und seiner Tochter Maria Theresia eingeführten kriegsbedingten hohen Steuerlasten. Dies bedingte die Erfassung der Eigentumsverhältnisse sowie die erforderliche Vermessung von Landbesitz.

Die geschichtliche Situation in dieser Zeit ist auch im sogenannten „Walterplan“, der im Auftrage Maria Theresias zwischen 1754 und 1756 erstellt wurde, dargelegt.

So wurden unter anderem im April 1773 die Mooswiesen und Krautgärten vermessen und aufgeteilt.

Die Cavrianis schenkten 1763 der Pfarre Reisenberg unter Pfarrer Georg Stella einen Grund für die Errichtung eines Spitals („Armenhaus für 8 Frauen und Männer“). Dieses „Spital“ wurde 1768 samt einer Kapelle erbaut. Im Jahre 1770 wurde Reisenberg durch die hochwasserführende Leitha überschwemmt. Das Wasser stand bis zu einer Höhe von 1,80 m (Gedenkstein im Hause Heldenplatz Nr. 24 - Familie Böhm).

Im 18. und 19. Jhdt. wurden viele sakrale Bauwerke wie Kapellen, Säulen und Kreuze errichtet (Nepomuk-Kapelle, Weinbergkapelle - vormals „Rotes Kreuz“ -, Herz-Jesu-Kapelle, Pietakapelle, Goldbergkapelle, Dreifaltigkeitssäule - Pestsäule -, hl. Donatus, hl. Florian). Diese Denkmäler wurden aus Dankbarkeit wegen Schonung oder Überstehung von Seuchen, Hochwasser, Unwetter und Dürre und anderen Naturkatastrophen errichtet.

Im 20. Jhdt. wurden die Marienstatue in Neureisenberg (1925), eine Fronleichnamskapelle (1958 im Hause Kirchengasse 9) sowie die Hubertuskapelle (Friedenskapelle) auf der Parz.Nr. 1009 (Hutweide) errichtet (1986).

Eine „Via Dolorosa“ ist im Entstehen. Baubeginn war das Jahr 1987. Jedes Jahr wird eine neue Station errichtet. Im Jahre 2000 wird diese sakrale Gedenkstätte fertiggestellt und eingeweiht.

Während der Einfälle französischer Truppen in Wien und Umgebung wurde unter anderem auch Reisenberg geplündert (1805 und 1809).

Einige Jahre später (1813) trat die Leitha abermals aus ihren Ufern, überschwemmte Reisenberg und richtete großen Schaden an.

Aus einer „Hausliste“ vom 15. April des Jahres 1820 sind Namen und Hausnummern ersichtlich. Es gab damals 110 Häuser.

1848 erfolgte die Aufhebung des „Untertanenverbandes“ und die Schaffung von politischen Gemeinden. Ein Gemeinderat wurde installiert und von einem K.u.K. Kommissär und vom Dorfpfarrer in der Regel vereidigt. Reisenbergs erster Bürgermeister war Franz Mupitsch (1850). Der erste Reisenberger Jäger hieß Franz Strasser und wurde von der Herrschaft Seibersdorf 1859 angestellt, der letzte Revierjäger war Michael Wolfsbauer für die „Jagdgesellschaft Reisenberg“ unter Dr. Stiehl aus Wien.

1864 wurde Reisenberg von der Rinderpest heimgesucht.

In den Jahren 1886-1888 wurde unsere alte Volksschule als einstöckiges Haus mit 2 Klassenräumen - damals wurden je Klasse 4 Stufen unterrichtet - sowie Wohnräume für die Lehrerfamilie errichtet. Auch das Gemeindeamt war hier eingerichtet.

In diese Zeit (1886) fällt auch die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. Sie wurde unter Wilhelm Schuch ins Leben gerufen. 1892 wurde die Blasmusikkapelle erstmals erwähnt. Die Leitung hatte Oberlehrer Josef Gabriel inne.

Ein wichtiges Bauvorhaben war für Reisenberg im Jahr 1892 von großer Bedeutung - der Leithadamm wurde errichtet und damit die verheerenden Überschwemmungen vermieden.

Die landwirtschaftliche Casinogenossenschaft sowie die Raiffeisenkasse wurden 1897 installiert. Im Jahre 1898 sollte in Trautmannsdorf eine „Landes-Winterschule für Landwirtschaft“ entstehen. Unter anderem sagte auch die Gemeinde Reisenberg zu diesem Projekt zu und erklärte sich für einen jährlichen Beitrag bereit.

In den Jahren 1897 und 1901 wurden die Goldbergkapelle und die Weinbergkapelle von Unholden sehr stark beschädigt sowie Bilder und Kreuze zerstört. Auch ein Einbruch in die Kirche wurde versucht. Zwischen 1903 und 1906 erfolgte über viele Riede eine Drainagierung, die insbesondere im Bereich der Krautgärten von großem Nutzen war.

1903 und 1908 wurde Reisenberg von Erdbeben erschüttert. Am 30. Juni 1905 brach ein Großbrand bei Hutter & Schrantz in Wasenbruck aus. Die Reisenberger Feuerwehr konnte mit ihrer Dampfspritze eine Ausweitung des Brandes verhindern.

Das Schreckgespenst eines Krieges zeichnete sich ab. Den 1. Weltkrieg lösten die Schüsse von Sarajevo am 28. Juni 1914 aus.

Reisenberg hatte in den 4 Kriegsjahren des 1. Weltkrieges viele Kriegsopfer zu beklagen (18 Gefallene). Durch den 1. Weltkrieg und den Zusammenbruch der Monarchie wurde eine völlig neue Situation geschaffen. Hunger und Inflation brachen herein. Die Landwirtschaft hatte um ihren Bestand zu kämpfen. Trotz dieser schweren Zeit konnte die Kommassierung zwischen 1919 bis 1928 durchgeführt werden. Im Jahre 1923, am 18. Mai, brach ein Brand in der Scheune des Hauses Nr. 13 aus, der sich, bedingt durch den heftigen Weststurm, in Kürze über die halbe Ortschaft ausbreitete. Über 20 Feuerwehren bekämpften das Flammeninferno.

Mit der Elektrifizierung (öffentliche Beleuchtung) im Jahre 1923 und dem Ausbau der Straße von Reisenberg nach Marienthal war ein erster Schritt zur „kommunalen Aufschließung“ gesetzt. Im gleichen Jahr errichtete die Gemeinde ein Heldendenkmal in Erinnerung an die gefallenen Soldaten im 1. Weltkrieg.

Aber ein neues Schreckgespenst - die zunehmende Arbeitslosigkeit - überschattete auch die Reisenberger Bevölkerung. Dazu kam die Wirtschaftskrise, die vorerst in Österreich die Lage  so verschärfte, dass dies 1933 zur Auflösung der Demokratie und damit zu einer autoritären Regierungsform überleitete, was 1934 zum Bürgerkrieg führte. Reisenberg blieb davon aber verschont.

Im Jahre 1935 erwarb der Gemeinderat unter Bürgermeister Neumann am Hauptplatz das Haus Nr. 101 und installierte darin das Gemeindeamt.

Der zweite Weltkrieg stand vor der Tür.

Am 12. März 1938 marschierten Deutsche Truppen in Österreich ein. Der „Anschluß“ war damit besiegelt. Am 10. April 1938 fand die Volksabstimmung für den „Anschluß“ statt. Reisenberg stimmte mit überwältigender Mehrheit dafür. Reisenberger Männer wurden bald darauf zum Wehrdienst eingezogen. Am 1. September 1939 marschierten Deutsche Truppen in Polen ein. Der 2. Weltkrieg begann und währte fast 6 Jahre. Abermals brach eine schwere Zeit für Reisenberg herein. Lebensmittelknappheit, Angst und Schrecken herrschten in der Bevölkerung.

Für die bäuerliche Bevölkerung brachte der Krieg die harte Verfügung der Kontrolle der Hausschlachtungen (Meldepflicht, Abgabenentrichtung) mit sich.

In den Jahren 1939 bis 1942 erarbeitete die Gemeindevorstehung der Marktgemeinde Trautmannsdorf zahlreiche Projekte in denen unter anderem eine Gruppenwasserversorgungsanlage „Reisenberg - Wilfleinsdorf“ geschaffen werde, die neben den Gemeinden Reisenberg auch Pischelsdorf, Götzendorf, Mannersdorf, Margarethen, Gallbrunn, Stixneusiedl, Trautmannsdorf, Wilfleinsdorf und die Einrichtungen der Wehrmacht bei Götzendorf versorgen solle („Heereswasserleitung“).

Im Sommer 1942 zerstörten Gewitter und Hagel einen Großteil der Ernte. Da alle wehrpflichtigen Männer eingezogen waren, entstand ein großer Mangel an Arbeitskräften. In dieser Zeit wurde die Ortsdurchfahrtsstraße gepflastert und von Reisenberg nach Neureisenberg asphaltiert. Kriegsgefangene aus Polen, Italien, Rußland und der Ukraine kamen auch in Reisenberg zum Einsatz.

1944 wurden auch in Reisenberg gegen Bombenangriffe der Alliierten Flaks mit Scheinwerfern installiert. Ab Mitte Oktober 1944 zogen Flüchtlinge aus dem Banat in Kolonnen auch durch Reisenberg. Bei einem Tieffliegerangriff kamen dabei viele Menschen ums Leben.

1944/45 fielen auch auf Reisenberger Felder Bomben. Die 15. US-Luftwaffe flog Angriffe im Großraum Wien und auch auf Wr. Neustadt. Dabei wurde ein Bomber abgeschossen und stürzte beim heutigen Reaktorgelände ab.

Beim Rückflug mußten die Flieger ihre übrigen Bomben aus Sicherheitsgründen über freiem Feld abwerfen. Viele Bombentrichter entstanden und wurden nach dem Krieg wieder zugeschüttet.

Bei Bombenalarm, der durch eine Sirene angezeigt wurde, suchte die Bevölkerung Schutz in den Bergkellern.

Im Spätherbst 1944 wurden Panzersperren aus Baumstämmen und Erdmaterial im Bereich der heutigen Hermannstadtstraße , Feldgasse, Mühlgasse, LH 161 Ortseinfahrt zwischen Gasthaus Schmidt und Kargl errichtet.

Im Frühjahr 1945 war die deutsch-österreichische Wehrmacht in Auflösung begriffen. Endlose Kolonnen deutscher Soldaten und Flüchtlinge zogen westwärts in Richtung Wien und Enns. Bei Tieffliegerangriffen auf die Flüchtlingskolonnen kamen viele ums Leben.

Aus der 3. ukrainischen Front erreichte die 4. Gardearmee - gegliedert in das I. mechanisierte Gardekorps, das XXI. Gardeschützenkorps und das XX. Gardeschützenkorps - über Sopron am 30. März 1945 Österreich. Dieser Armee standen das I. SS-Panzerkorps und die 356. Infantriedivision samt Alarmverbände und Volkssturmeinheiten in der Widerstandslinie zwischen Mattersburg und Neusiedlersee entgegen. Die 3. SS-Panzerdivision und ein Verband der 232. Panzerdivision zogen sich entlang des Neusiedlersees in Richtung Oggau zurück. Ihr folgte das XX. Gardeschützenkorps der Ukrainer über Donnerskirchen, Hof nach Seibersdorf. Es folgte der Angriff auf Reisenberg.

Russische Truppen erreichten Reisenberg am Ostermontag, 2. April 1945. Sie wurden nach erbitterten Kämpfen durch Maschinengewehrstellungen entlang des Goldberghanges vorerst abgehalten und im Gegenangriff nach Seibersdorf zurückgeschlagen, wobei einige russische Panzer abgeschossen wurden. Aber bereits am nächsten Tag ist Reisenberg eingenommen worden. Bei diesen Kampfhandlungen kamen auf beiden Seiten mehrere Soldaten ums Leben. Sie wurden später auf dem Friedhof in 2 Massengräbern bestattet. Auch die Kirche wurde durch Einschüsse beschädigt. Einige Männer gingen den Russen mit einer weißen Fahne entgegen, um zu verhindern, daß Reisenberg weiter beschossen wird.

In der Folge besetzte die 2. SS-Panzerdivision den Raum zwischen Sollenau und Gramatneusiedl und wurde dabei in heftige Kämpfe verwickelt. Bei Reisenberg konnte das SS-Panzergrenadier-Regiment 3 einen von ca. 15 Panzern geführten Vorstoß abfangen.

Die Kapitulation am 8. Mai 1945 setzte dem größten Vernichtungskrieg aller Zeiten ein Ende. Eine schwere Zeit brach an und mit ihr setzte der Wiederaufbau ein.

 

​Text: Ing. Karl F. Vlcek